Familienunternehmen gehören zur tragenden Säule der österreichischen Wirtschaft.

Oft wird der Kapitalbedarf für die Übernahme eines Unternehmens unterschätzt. 37% der Unternehmen haben in den letzten 3 Jahre vor der Übergabe keinen Innovationen mehr umgesetzt, da die Übergeber in Rente gegangen sind. Dieser Investitionsstau muss bei einer ganzheitlichen Planung der Unternehmensnachfolge berücksichtigt werden.

Pro Jahr stehen in Österreich ca. 9.100 Familienunternehmen vor der Übergabe. Das Thema der Nachfolgeregelung kommt im Laufe der Zeit und irgendwann muss man sich mit diesem Thema beschäftigen obwohl es meist viel zu lange aufgeschoben wird. Der häufigste Grund für eine Nachfolge ist nach wie vor altersbedingt. Rund 66% der Übergeber haben das Pensionsalter erreicht und in 11% der Fälle muss aus gesundheitlichen Gründen die Firma übergeben werden.

Genau die altersbedingte Übergabe stellt auch eine Herausforderung dar. Es ist verständlich, dass wenn man schon langsam auf die Pension zusteuert auch der Drang zu neuen Innovationen oder zu neuen Investitionen im Unternehmen stark nachlässt. Vor allem wenn die Übergabe bis dahin nicht schon längst in Vorbereitung ist. „Themen wie die Digitalisierung in der Produktion, Finanz und Vertrieb, die Entwicklung neuer Produkte, die Modernisierung der IT inkl. der Software oder auch die Investitionen in neue Maschinen und Anlagen werden zu sehr auf die lange Bank geschoben,“ erklärt Manfred Weiß, Inhaber von Weiss Management Consulting.

„Das haben wir immer schon so gemacht“

Eine moderne bzw. zeitgemäße IT im Unternehmen sollte selbstverständlich sein. Dies betrifft nicht nur die Hard- und Software, sondern vielmehr auch die Sicherheitseinrichtungen der gesamten IT-Landschaft. Bedrohungen durch Viren, Spams, Trojaner bis hin zu Erpressung sind nicht nur für die „anderen“ Unternehmen wichtig, sondern auch für das eigene. Ohne eine funktionierende IT steht heutzutage das ganze Unternehmen und es stellt ein enormes Risikopotential dar.

Ohne eine zeitgemäße IT ist eine Umsetzung von Digitalisierung nicht möglich. Im Finanzbereich kann Vieles zwischenzeitlich ohne Papier abgewickelt und viele Prozesse automatisiert werden. Im Vertrieb kommen E-Commerce-Lösungen zum Einsatz wie auch moderne CRM-Softwarelösungen für die effiziente Vertriebssteuerung. Durch die Aufzeichnung von Betriebsdaten können Produktionsprozesse kontinuierlich verbessert werden. Die in die Jahre gekommen Maschinen im Unternehmen stellen oft eine gewisse Herausforderung dar. Diese funktionieren zwar, haben aber eine sehr schlechte Performance und liefern keine Daten. Produktionsmaschinen der neuen Generation sind oft 5-10-mal schneller als die „gute alte Maschine“.

Alle diese wichtigen Themen stellen größere Investitionen dar, welche meist dem Übernehmer treffen. „Die mangelnde Veränderungsbereitschaft der Übergeber kann eben hier zu einem Risiko werden“, so Weiß. 37% der Unternehmer haben in den letzten 3 Jahre vor der Übergabe keine Innovation mehr umgesetzt. Neben dem Investitionsstau kommt noch hinzu, dass auch der Übergeber eine finanzielle Absicherung benötigt und der Übernehmer trotz der Investitionen einen ausreichenden Ertrag erwirtschaften kann.

In diesem Spannungsfeld ist die Unterstützung durch einen externen Berater sehr empfehlenswert. In den meisten Fällen werden der eigene Steuerberater und auch der bekannte Anwalt herangezogen. Diese kennen zwar das Unternehmen mehr oder weniger, sind aber bei Weitem nicht mehr neutral. Eine ganzheitliche und vor allem objektivierte Herangehensweise mit einer strukturierten Nachfolgeplanung bedeutet sowohl eine umfangreiche Unternehmensanalyse, die Klärung von Eigentum (Finanzen) als auch einen Coach, welcher innerhalb der Familie vermittelt und so auch Spannungsfelder zwischen Übergeber und Unternehmer löst. Somit können die steuerrechtlichen (welche meist den größten Teil einnimmt) und administrativen Fragen umfangreich geklärt und Finanzierungsfragen meist mit einer Kooperationsbank gelöst werden.

Übrigens sind nach wie vor die häufigsten Herausforderungen für das Scheitern einer Unternehmensnachfolge noch immer die mangelhafte Planung als auch die Nichtinanspruchnahme von externen Beratern. Hürden in der Übergabe sind oftmals irreversibel und können hohen Kosten verursachen.

Ergänzung: Volkswirtschaftliche Bedeutung von Familienunternehmen

Pro Jahr stehen in Österreich ca 9.100 Familienunternehmen (ohne EPU Einzelpersonen Unternehmen) vor der Übergabe. Diese Unternehmen beschäftigen ca 180 000 Mitarbeiter mit einem Umsatz von rund 39,4 Mrd Euro. (WKO Analyse, 2018)